Probleme Lorbers mit Widersprüchen

Erinnern wir uns, wie der Gott der Neuoffenbarung völliges Vertrauen in sein Wort einfordert:

»Sehet, Mein Knecht ist klein und einfältig und hat ein sanftes Herz (...) Wenn Ich ihm nun ein kleines Licht (...) gegeben habe, so glaubet es, daß es wahr ist in allen Punkten (...), da alles (...) unmittelbar von Mir (...) kommt.«

(Himmelsgaben Band 1, 2. August 1840)

Als nun sogar Lorber selbst über Widersprüche in der Neuoffenbarung stolpert, weist ihn die Stimme zurecht, der Widerspruch wäre gewollt:

»Herr, Du allerliebevollster, heiligster Vater! Lasse nicht unerhört die Bitte eines armen Knechtes! (...) So denn baue ich auf Deine Güte, Liebe, Barmherzigkeit und Gnade und bitte Dich darum, daß Du mir kundgeben möchtest, wie da zu nehmen ist der kleine Widerspruch in Hinsicht auf die Bewohnbarkeit der Ebenen im Planeten Saturnus (...)
Was soll es da mit dem "Widerspruche"? – Ich Selbst habe dich ja darauf aufmerksam gemacht! Denn du hast beim Diktieren fürs erste bei drei Nebenwörtlein überhört und hast es überhören müssen zufolge der Anschauung und – weil Ich es also gewollt habe.«

(Himmelsgaben Band 2, 10. September 1842)


Die Widersprüche beschränken sich nach den Erklärungen nicht mehr nur auf die von Lorber angeführten Stellen, sondern beziehen die Neuoffenbarung als ganzes ein. Wie soll man glauben, dass alles "wahr ist in allen Punkten", wenn der Gott der Neuoffenbarung selbst Fehler einbaut. Hier liegt der eigentliche Widerspruch der Neuoffenbarung, die je nach Bedarf "wahr ist in allen Punkten" oder gewollter Unfug. Nicht einmal zwei Monate später stolpert Lorber über den nächsten Widerspruch. Hier erteilt die Stimme ein Denkverbot:

»O Du mein allein geliebtester Herr und heiligster Vater in Jesu! Ich armer, allerwertlosester Sünder und träger, unachtsamer Knecht bitte Dich aus dem innersten Grunde meines Herzens, daß Du mir wieder aus einer Verlegenheit helfen möchtest! – Siehe, wie es Dir bekannt ist und allzeit war, so hat sich in dem Diktate über die Sonne ein kleiner Zahlenwiderspruch vorgefunden, und das beim letzten Planeten, von dem da anfangs in der Einleitung gesagt ist, er habe nur drei Monde. Jetzt in der speziellen Behandlung dieses Weltkörpers aber wird gesagt, daß er zehn Monde habe! – Wie soll solches genommen werden? (...)
Es wird das rechte Licht über einen jeden äußerlich scheinenden Widerspruch schon zu rechter Zeit und am rechten Platze vorkommen. (...) Mit dem Verstande aber bleibe ein jeder hübsch ferne von Meiner Gabe!«

(Himmelsgaben Band 2, 30. Oktober 1842)


Mit Logik oder Vernunft ist der Neuoffenbarung Lorbers also nicht beizukommen.

»Mit dem Verstande aber besehen wird es euch immer mehr und mehr zu befremden anfangen; (...) Daher sollet auch ihr euren Verstand unter den Gehorsam des reinen Gefühles im lebendigen Glauben aus der Liebe zu Mir vollends gefangen nehmen!«

(Naturzeugnisse vom 16. Oktober 1840)


Kurt Eggensteins Ansatz ist demnach gescheitert. Aber wie soll man Lorbers Schriften prüfen, wenn man vorher seinen Verstand an der Garderobe abgeben muss? Hierzu die Neuoffenbarung Lorbers:

»Halte sich daher bei diesem vorliegenden Werke niemand an das Urteil der Welt, die nur das erhebt, was ihrer Art ist, sondern allein an die Stimme des Herzens«

(Haushaltung Gottes, Kapitel 1, Vers 3)


(vgl. auch Haushaltung Gottes, Band 1, Vorrede des Herrn; Himmelsgaben, Band 1, vom 21.8.1840 Vers 1 und vom 17.7.1840 Vers 4-7; Die Fliege, Kapitel 12, Vers 18; Großes Evangelium Johannes, Band 3, Kapitel 196, Vers 8; etc.)

Öffnen wir also unser Herz und lassen uns ergreifen von der Liebe, die uns in der Neuoffenbarung begegnet. Oder wie es Antoine de Saint-Exupéry in „Der kleine Prinz“ sagt:

»Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.«



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